Verlag Morascha

Sukkot- das jüdische Laubhüttenfest und die Stellung des Regens

In der Heiligen Schrift wird Wasser mit der Tora gleichgesetzt. In den Gebeten um Regen bitten wir Gott um die Tora, aber auch um unser körperliches Wohlergehen. Unsere zahlreichen Bitten um Regen sind in Wirklichkeit Bitten um Tora und Spiritualität. Im gleichen Zug flehen wir um Regen, der unserer Landwirtschaft dient, der uns Energie gibt, der uns Luxus in unseren Häusern bringt. Wasser ist eines der vier Element, auf denen unsere Welt aufgebaut ist. Alles besteht aus den vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer.

Der göttliche Regen ist Gottes größtes Geschenk. Vom Regen hängt der Ertrag des Bodens ab. Es ist wichtig, dass der Regen zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge fällt. Trockene Bäume und Pflanzen werden durch die richtige Menge an Regen wieder zum Leben erweckt. Überall entsteht neues Leben. Erst durch den Regen zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge keimen die Samen in der Erde, wachsen und gedeihen.

Schätzen wir den Regen heute noch genug?

Während dem Laubhüttenfest, Sukkot, welches im Herbst gefeiert wird, wird über das Wasser ein Urteil gesprochen. Das göttliche Gericht entscheidet wann, wo und wieviel Wasser während des kommenden Jahres fallen soll. Wir bitten um den göttlichen Regen am Schmini Azeret dem letzten Feiertag einer langen und intensiven Herbstwoche. Die Juden pflegen im Herbst nach dem Neujahrsfest und dem Versöhnungstag für eine Woche aus ihren Häusern auszuziehen und das ganze Leben spielt sich in provisorischen Laubhütten ab. Wir leben für sieben Tage in wackeligen und windigen kleinen Hütten. Dies ist jedoch nur möglich, wenn kein Regen fällt. Nur wenn es die Witterung zulässt, ist es uns möglich die Gebote Gottes, Mizwot, zu halten. Darum bitten wir um Regen zur rechten Zeit. Nach den sieben Tagen, an welchen wir unsere sicheren Wohnräume verlassen haben und in provisorischen Laubhütten leben, endet der Feiertag mir Schmini Azeret.

Wir bitten nicht um Regen am Sukkot selber, da dies uns an der Erfüllung des Gebotes «in der Laubhütte, Sukka, zu wohnen» hindert. Wir wollen keinen Regen am Feiertag selber. Denn dann ist der Regen kein Zeichen des Segens.

Die Bitte um Regen zur rechten Zeit zeigt sich in Symbolen. Wir tun dies mit den Arba Minim – den vier Arten Palmwedel, Myrtenzweig, Etrog und Bachweiden. Ein Etrog ist eine Variante der Zitronatzitrone, die während des Laubhüttenfests oder Sukkot verwendet wird. Während der ganzen Woche des Laubhüttenfestes werden am Morgen in den Synagoge die 4 Arten von Pflanzen zusammengebunden und in eindrücklichen Zeremonien in der Synagoge in Umzügen geschüttelt. Diese Pflanzen wachsen am Wasser.

Ein weiterer Brauch am Sukkot ist das Wassergiessen auf den Altar im Tempel zu Jerusalem. Heute gibt es keinen Tempeldienst mehr und wir feiern diesen Brauch als ausgelassenen Feiern am Abend in den Synagogen und in ihren Höfen. Mit Musik und Tanz wird diesem Brauch von damals gedacht. Diese Feste werden Freuden des Wasserschöpfens genannt.

Woher stammt unser Reichtum?

Erst wenn wir in unsere Häuser zurückkehren, wird während Mussaf, nach der Toralesung ein Gebet an den Ewigen gerichtet mit der Bitte Seine Schatzkammer – den Himmel – zu öffnen, damit alles was auf dem Boden wächst, gedeiht und spriesst. Der Vorbeter trägt dieses Gebet im Wechselgesang mit der Gemeinde vor und es ist ganz andächtig in der Synagoge.

Im Gebet für den Regen an Schmini Azeret flehen wir um Regenfälle im Verdienst unserer Vorväter. Unseren Stammväter mangelte es nicht an irdischen Gütern und doch vergassen sie nie die Quelle ihres Reichtums. Sie benutzen die göttlichen Güter um den Willen Gottes zu erfüllen. So ist es auch an uns, nie zu vergessen, woher unser Reichtum, unser Luxus stammt. Es ist nicht wichtig und nötig auf irdische Güter zu verzichten. Doch wir dürfen nie vergessen, was die Quelle dafür ist. Wir streben nach irdischen Gütern, um Gottes Wille auf Erden zu erfüllen.

Viele dieser Ideen stammen aus dem Buch «Das jüdische Jahr» von Eliahu Kitov, erschienen im Verlag Morascha. https://morascha.ch/produkt/das-juedische-jahr/