Verlag Morascha

Die Welt brennt!

Heute wie damals sitzen unsere Brüder und Schwestern an den Strömen der Welt und weinen. Damals waren es die Flüsse von Babel, heute sind es Don und Dnjepf, Wolga und Weichsel, und gross ist der Schmerz über den «Churban Isroel». Entfesselte Gewalten toben über ganz Europa. Unsere Harfen sind verstummt, ihre Saiten sind gesprungen. Unsere Gesänge sind in unseren Kehlen erstickt worden! Lediglich die Stimmen der Feinde hören wir von ihren wilden Orgien rufen. «Verwüstet sie bis auf ihren Grund. Rottet sie aus und lasst keine Spuren von ihnen mehr zurück!»

Dies sind die Zeilen, die Rabbiner Eliyahu Botschko 1943 in seinem Buch Jiskaur zum Geleit schrieb. Entsetzt und fassungslos lese ich seine Worte und erkenne jeden Buchstaben wieder in den Nachrichten, die mich täglich, stündlich, ja sogar im Minutentakt erreichen.

Unfassbar. Unverständlich. Vergangenen Wochen feierte das jüdische Volk noch das Laubhüttenfest. Es ist die der Abschluss eines intensiven Monats mit vielen Feiertagen. Am Neujahrsfest baten wir den Ewigen, uns in das Buch das Lebens einzuschreiben, wir haben uns bemüht unsere Taten gegenüber Gott und unseren Mitmenschen zu verbessern. Wir flehten um ein gutes, süsses und erfolgreiches Jahr.

Am Versöhnungstag dann wurde unser Schicksal besiegelt. Wir schlossen den Tag mit dem Wunsch ab: nächstes Jahr in Jerusalem. Wir tanzten und waren fröhlich. Glaubten wir doch, dass uns ein gutes Jahr beschieden sei. Und am Laubhüttenfest verliessen wir unsere sichereren Wohnhäuser. Eine Woche lebten wir in Laubhütten und feierten täglich. Wir waren fröhlich und freuten uns schon auf das Tora Freudenfest, Simcha Tora.

Dann überschlugen sich die Nachrichten. Unglaubliches geschah. Alle Freude, die wir noch von Sukkot spürten, war mit einem Schlag weg. Bilder, Meldungen und Aufschreie aus Israel liessen die Welt erstarren. Gelähmt starren wir ununterbrochen in die Medien. Das Leid, die Not und der Schmerz sind nicht mehr in Worte zu fassen.

Das zerstrittene, ungeeinte Israel vereint sich. Alle Bürger, alle Juden packen an. Es wird Geld gesammelt, Kleider und Essen für unsere tapferen Soldaten, Zizzit, religiöse Schaufäden geknüpft. Die Menschen rücken zusammen und lassen Fremde, Obdachlose, Verwitwete, Verletze, Verzweifelte in ihre guten Stuben eintreten. Man teilt gerne. Das Geben kennt keine Schranken.

In den jüdischen Lehrhäusern und Synagogen werden Gebete gesprochen. Das Bibelstudium erwacht zu neuer Grösse.

Von der Front erreichten uns Briefe von Soldaten, die uns Daheimgebliebene auffordern, für sie zu beten, für sie zu feiern und in den Synagogen und Gebetshäusern zu tanzen und die Freude in die Welt zu tragen. Unsere Soldaten, die jungen Menschen an der Front, erledigen ihre Aufgabe und wir Zuhausegebliebenen haben unsere. Es ist unsere Aufgabe, in die Welt hinauszugehen und unsere Mission weiterzutragen. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Was in der Geschichte so zahlreich geschehen ist, darf und soll nicht nochmals geschehen. Wir dürfen nicht vergessen und das jüdische Volk wird weiter bestehen.

Und wie erreichen wir das? In Einigkeit. Das jüdische Volk und Israel sind eins.

Das Volk Israel lebt!

Einige dieser Ideen stammen aus dem 1943 erstmals erschienene und 2021 neugedruckten Buch von «Jiskaur» von Rabbiner Eliyahu Botschko https://morascha.ch/produkt/die-schriften-von-rabbiner-e-botschko-jiskauer-seelenspiegel-und-der-born-israel/